Wolle vorbereiten
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Faserfieber

Wolle/Fasern vorbereiten - eine Übersicht

Die einfachste Methode ist das Zupfen. Man braucht nur die Hände.Dazu nimmt man ein Büschel ("Stapel") möglichst über die gesamte Faserlänge in die eine Hand und zieht den Stapel mit der anderen Hand seitlich weg und auseinander. zupfen Spreureste und kurze Faserrestchen fallen heraus, verklebte Spitzen werden gelockert, weil sich die einzelnen Fasern aneinander vorbeischieben. Die Fasern sind danach relativ ungeordnet und das Spinnen nicht gleichmässig. Deswegen wird auch das Garn Unregelmäßigkeiten aufweisen, es sei denn, die Fasern waren sehr sauber, und man hat den Stapel nur ein wenig spreizen müssen. Das Zupfen ist aber auch wichtig, wenn man kardieren möchte. Z.B. sind kurze deutsche Merinowollefasern oft auch nach dem Waschen regelrecht miteinander verbacken. Das macht das Kardieren mühsam und eine Kardiermaschine kann auf diese Weise ruiniert werden. Es gibt sogenannte "Wool Picker" eine Art Wiegebrett über einer ebenen Fläche, die beide mit einem Bürstenbelag oder Nägeln belegt sind. Damit kann man ebenfalls die Spitzen auflockern. In einer Kardiererei wird vor dem eigentlichen Kardieren ein sogenannter Wolf (ähnlich wie ein Reisswolf) benutzt.

Flickkardieren oder Kämmen mit Hundekämmen oder Softbürsten sind eine preiswerte Alternative für sehr lange Fasern (mindestens 10 cm). Einen Stapel in die Hand nehmen und zunächst die Spitzen kämmen, dann dreht man den Stapel um und kämmt nun den "Fuß" (Schnittseite) mit kurzem Antippen bis alle Fasern über die gesamte Faserlänge gebürstet oder gekämmt sind. Manchmal ist es besser erst mit dem Fuß zu beginnen und am Schluss die Spitzen, das hängt davon ab, wieviel kürzere Unterwolle vorhanden ist und vom Einstreugehalt. Das muss man ausprobieren! Diese Methode mag primitiv erscheinen, aber sie erzeugt hervorragende Ergebnisse. Leider ist sie sehr zeitaufwendig.Doch je länger, sauberer und besser "gestapelt" die Faser, umso schneller geht es! Eine Warnung ist hier allerdings angebracht: besonders wenn die Spitzen verfilzt sind, Flickkarde erhöht sich der Kraftaufwand erheblich und auch, wenn man nicht nur antippt, sondern versucht möglichst tief in den Stapel einzudringen beim bürsten oder kämmen. Dabei zieht man nicht nur viele noch brauchbare aber kürzere Fasen heraus. Die Folge kann auch ein "Tennisarm" sein! Bei sehr kurzen Fasern als Ausgangsmaterial ist nicht nur die Effektivität gering, auch die Hand würde sich schneller verkrampfen.

Kardieren mit Handkarden (oft auch Kardätschen genannt) ist sowohl für kurze als auch für lange Fasern geeignet und zum Mischen (sowohl Farben als auch Qualitäten). Das geht notfalls sogar mit zwei der bekannten Softbürsten für Langhaarhunde oder Katzen. Die Borsten einer Flickkarde oder Handkarde sind aber erheblich härter und damit wesentlich langlebiger. Wenn man nur kleine Mengen (100-300g für das Spinnen an einem Tag) vorbereitet sicher ausreichend. Allerdings würde ich bei den feinen Fasern von Alpakas die sogenannten "Baumwoll-Handkarden" empfehlen. Ihre Benadelung ist wesentlich feiner als die der normalen Karden. Sie sind dadurch gründlicher und besser für feinere Wolle geeignet, müssen aber vor dem ersten Benutzen eingearbeitet werden - siehe hier. So vorbereitete Wolle eignet sich ebenfalls auch hervorragend zum Auslegen beim Filzen.

Eine Kardiermaschine (Trommelkarde) kommt der industriellen Kardier- (auch Krempelmaschine genannt) schon etwas näher. Die gängigen Kardiermaschinen, die von Hand per Kurbel angetrieben werden, sind recht teuer, doch immer noch günstiger als elektrisch betriebene Maschinen, die ich mir bisher nicht geleistet habe. Da sie i.d.R. aber nur aus einer zuführenden und einer großen Walze besteht, ist das Ergebnis auch etwas gröber. Wenn man auch feine Fasern wie Alpaka oder Angora kardieren möchte, sollte man darau achten, dass es sich um eine feine Benadelung handelt. Die meisten Hersteller weisen darauf ausdrücklich hin. Es sind absolute Präzisionsmaschinen, die Einiges aushalten müssen. Der Abstand der Walzen muss millimetergenau stimmen. Wenn man doch einmal den Belag erneuern muss, sollte man peinlich genau auf die exakt gleiche Dicke und Anzahl der Nadeln pro cm achten!
Fasern mit etwa 8-15 cm Länge sind ideal für die Kardiermaschine. Schwierig wird es wenn die Fasern sehr kurz sind, dann legen sie sich nur schwer um die große Walze und die Ausbeute sinkt beträchtlich. Sind die Fasern aber sehr lang (über 15 cm), wickeln sie sich so eng um die große Walze, dass es schwierig wird, sie wieder herunterzubekommen. Viele glauben, dass durch das Kardieren Verunreinigungen herausgehen. Das stimmt nur bedingt: die Partikel fliegen überall hin - eben auch auf die kardierte Wolle! Da merkt man schnell, dass es von der Menge und Größe der Einstreupartikel abhängt und wie stark die Wolle bereits gelockert wurde, damit sie sauberer - aber auch besser kardiert wird. Man erhält ein Kardenband, dass sich sowohl zum Spinnen als auch Filzen eignet.

Die Königskür bei langen Fasern wäre das Kämmen mit Wollkämmen, wie sie schon im Altertum verwendet wurden. Sie erzeugen einen echten Kammzug, der sehr sauber ist und sich ideal verspinnen lässt zu hauchdünnem Garn. Leider ist dies etwas aufwendiger als das Kardieren mit der Kardiermaschine und nur machbar mit sehr langen Fasern (mindestens 10 cm, besser länger).


Alle Werkzeuge sollten anschließend von Fasern befreit werden und trocknen können, damit es keine Schäden durch Feuchtigkeit gibt!

Natürlich lassen sich die Methoden kombinieren! Sinnvoll wäre z.B. das Zupfen, um die gröbsten Verunreinigen und Faserrestchen zu entfernen, bzw. verklebte Spitzen zu öffnen und anschließend auf der Maschine zu kardieren.

Oder Kardieren auf der Maschine und anschließend Kämmen, wenn sich noch zuviel Einstreu im Kardenband befindet oder das Ergebnis nicht recht befriedigt, die Fasern aber eigentlich recht lang sind.

Nocheinmal: je gründlicher man hierbei ist, umso schneller und gleichmäßiger geht das Spinnen! (Aber auch Filzen!)

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