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FaserfieberKardiermaschinenAls ich mir vor etlichen Jahren eine gebrauchte Kardiermaschine zugelegt habe, zerplatzten innerhalb kurzer Zeit erst mal eine ganze Menge von Illusionen wie Seifenblasen. Als Anfängerin war ich überzeugt, dass man mit einer Kardiermaschine viel schneller und besser kardieren könnte, als mit Handkarden, beispielsweise. Außerdem glaubte ich, dass Stroh etc. beim Kardieren rausfallen würde. Unglücklicherweise hatte ich mir ausgerechnet die am schlechtesten kardierbaren Fasern für die Premiere ausgesucht: kurze (3-6 cm), feine deutsche Merinowolle! -Und als wenn das noch nicht schlimm genug war, setzte ich noch eines drauf mit dem Versuch Baumwolle zu kardieren... Inzwischen bin ich froh, dass ich nicht aufgegeben habe und möchte meine Erfahrungen an Interessierte (Verzweifelte?) weitergeben.
Dazu ein paar grundsätzliche Hinweise: Bei einer Trommelkarde, wie sie bei Kardiermaschinen verwendet wird, funktioniert das Kardieren etwas anders als bei den Handkarden. Von der kleinen Vortrommel werden die Fasern übernommen und auf die große Trommel übertragen. Je länger die Fasern sind, umso besser geht das (und umso größer ist die Kardiermenge), weil lange Fasern sich dicht um die große Trommel legen, kurze Fasern aber nur schlecht mitgenommen werden können. (Gut geeignet ist z.B. Milch-, Berg, Texel, Waldschaf oder Alpaka.) Allerdings darf man an den Fasern nicht ziehen, wenn sie auf die kleine Trommel gegeben werden, weil sie sich sonst eng um die kleine Walze legen und für die große Trommel unerreichbar sind. Neben der Faserlänge ist die Kräuselung wichtig. Glatte, starre haarähnliche Fasern mit geringer Kräuselung wie Hunde- oder bestimmte Schafwollarten sind schwieriger zu kardieren, sogar dann wenn sie länger sind. Diese Fasern rutschen oft einfach durch und es dauert erheblich länger, sie zu kardieren. Um auch feine, kürzere Fasern kardieren zu können, eignen sich besser Kardiermaschinen mit möglichst viel Zähnchen pro cm. Mit einem Trick kann man sich aber auch bei einer gröberen Maschine etwas behelfen: Weil die kurzen Fasern sich nicht in die Zähne der großen Trommel einhängen, stehen sie oft heraus und werden deshalb von der kleinen Trommel wieder erfasst. Sie bewegen sich so zwischen beiden Trommeln oberhalb der Zähne hin und her. Man kann hier mit einer geeigneten Handkarde nachhelfen und die Kardiermenge erheblich steigern (Bilder 1-3). Die Fasern, die auf der Handkarde verbleiben, müssen abgenommen werden und die Seite, wo sich die Fasern um die Häkchen der Handkarde gelegt haben, auf der großen Trommel geöffnet und übertragen werden (Bild 4-6). Nachteil der feineren Kardiermaschinen ist allerdings das u.U. problematischere Säubern. Meine Kardiermaschine (Moswolt- wird leider meines Wissens nicht mehr gebaut) ist sehr grob (Abstand der Zähnchen horizontal 8 mm, vertikal 5mm). Dennoch kann ich z.B. feine Alpakawolle (> 5 cm Faserlänge) sehr gut damit kardieren und reinigen ist kein Problem. Dort, wo der Kardierbelag festgetackert ist, läßt sich durch die entsatndene Naht, das Kardenband mit eine, Stab und Stricknadel abheben. Je länger die Fasern, umso schwieriger wird es, da sich das Kardenband dabei zerteilen muss.
Verunreinigungen, Stroh und ähnliches entfernen
Säubern der Kardiermaschine Der größte Vorteil der Kardiermaschinen ist, dass man sehr schnell große Mengen mischen kann. Kein Tier hat überall gleich lange, gleich weiche oder gar gleichfarbene Wolle. Um eine konstante Qualität zu erreichen, muss man deshalb mischen (auch wenn man eine Herde hat und sortieren kann, gibt es immer noch Abweichungen). Man kann beispielsweise aus jedem Kardenband mit den Händen einen schmalen Streifen der Länge nach abtrennen, ihn über die ganze Breite der Kardiermaschine etwas auseinanderziehen und dann wieder locker einlaufen lassen. Auf diese Weise werden "Nester" besser verteilt, als wenn man einfach eine dünne Lage der gesamten Breite abzieht. Aber das sollte jeder selbst ausprobieren! Zum Mischen ist natürlich mehr als ein Kardiergang nötig - eine Mühe, die sich aber lohnt, finde ich! |