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Faserfieber

Pflanzenfasern

Viele Pflanzen lassen sich nach einiger Vorbereitung verspinnen. Es gibt Fasern, die z.B. Samen umhüllen wie Baumwolle, die sogar ohne aufwendige Vorbereitung direkt verspinnbar sind und andere, deren verspinnbares Material die stützenden Längsfasern sind, die man erst gewinnen muss. Zu diesen gehört z.B. Brennessel, Flachs, Hanf, Sisal und viele andere (siehe hier.

Obwohl Flachs sich so leicht verspinnen läßt, wird er nur noch selten von Handspinnern verwendet. Vielleicht liegt es auch an der mangelden Kenntnis, woher man ihn bekommt? Leider hat sich die Situation in Deutschland verschlechtert, obwohl der Flachsanbau wieder staatlich gefördert wird. Wer gerne wissen möchte, ob in seiner Nähe noch Flachs angebaut und/oder verarbeitet wird, sollte in meine Adressenliste schauen.

Pflanzenfasern -also Flachs (verarbeitet:Leinen), Hanf, Ramie oder Baumwolle- lassen sich am besten in leicht alkalischem Milieu färben und waschen. Flachs/Leinen und Hanf werden sogar reißfester wenn sie naß sind, ein Grund, warum Schiffstaue immer noch daraus gefertigt werden. Das gilt für Baumwolle (, die es übrigens auch in Gelb- /Grün- und Brauntönen natürlich gewachsen gibt!) leider nicht.

Da die Fasern auch relativ temperaturunempfindlich sind, weil sie nicht filzen können, lassen sie sich gut färben mit dem im Handel üblichen Farbstoffen für Baumwolle. Pflanzenfärbungen habe ich aber bisher nicht dauerhaft hinbekommen. Anregungen für Naturfärbungen gibt es bei www.lustauffarben.de. Dort wird das Buch von Dorothea Fischer zum Thema Färben mit Naturfarben vorgestellt (siehe auch in der Link/Literaturliste).

Die früher übliche "Blaufärbung mit Färberwaid (eine Pflanze, die heute leider kaum noch angebaut wird, weil sie von den künstlichen Farben abgelöst wurde) und Urin, beruht auf einer chemischen Reaktion zwischen Harn- und Farbstoff. Färberwaid wurde ersetzt von synthetischem Indigo. Man nennt die Färbung Küpenfärbung. Die Farbe wird erst in der Luft durch Reaktion mit Sauerstoff entwickelt, ist dann aber sehr haltbar. Ich habe es bisher nicht ausprobiert.

Die Vorbereitung zum Spinnen kann auch bei Pflanzenfasern mit Kardieren erfolgen. Im Sanitärgroßhandel gibt es den sogenannten Dichtungshanf. Er ist zwar grob, aber durchaus passabel (und im Großhandel nicht so teuer). In meiner Umgebung habe ich eine Flachsverarbeitung ausgemacht. Der Flachs ist sehr preiswert, aber leider klebten die Fasern immer noch aneinander. Ich hatte daher mehr Schwierigkeiten beim Spinnen der Flachsfasern, als beim "Dichtungshanf". Deshalb habe ich mir einige Flachshechel zugelegt, um den Flachs noch feiner hinzubekommen.

Es gibt viele Unterlagen, die den Flachsanbau und die Bearbeitung genau dokumentieren. Da ich selbst nie Lein angebaut habe und die Faser nicht gewonnen habe, kann ich nur über die Theorie berichten. Die Frau des Drechslers meines zweiten Spinnrades aus Klötze erzählte mir, dass sie noch zu ihrer Hochzeit, den ganzen Heuboden voll mit Flachs als Aussteuer bekam. Sie mußte sich die Faser selber herstellen, spinnen und weben. Sie zeigte mir Handtücher, die sie selbst hergestellt hatte, und sie war traurig, daß ihre Kinder die Handtücher nicht verwendeten, weil sie so kühl auf der Haut wären... Ich denke, auf jedem Flohmarkt hätten sich Liebhaber um diese Handtücher gerissen!

Von ihr habe ich gleich eines gelernt: wenn man von Flachs spricht, ist die Rohfaser gemeint. Wenn sie bearbeitet wird -noch nicht gesponnen!- unterscheidet man das feine Leinen, und das als "Abfall" entstehende Werg. Man sagt: Leinen liegt zu Gold, Werg liegt zu Dreck. Gemeint ist, daß die langfaserige Leinenfaser ruhig länger lagern kann; sie verdirbt nicht. Kurzfaseriger Werg enthält aber viele Staub- und Pflanzenteile, die einen Angriff der Fasern ermöglichen. Es muß daher bald verarbeitet werden.

Wie man Flachs zum Wocken bindet und spinnt zeige ich hier.

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